Freitag: Tag der Anreise
Während Philipp mit seinem Vater öffentlich nach Fürstenfeld angereist ist, wählte Felix für sich und die beiden Spieler der U10 aus Zeitgründen das Auto. In beiden Fällen war die Dauer der Anreise mit ca. 5 Stunden relativ lange, jedoch Großteils unbeschwert. Nach der langen Fahrt wurde sich dann auf dem Spielplatz des Hotels ausgetobt, bevor dann um 19:00 das gemeinsame Treffen mit den restlichen Salzburger Spielern und Betreuern stattgefunden hat, um Organisatorisches zu besprechen. Danach gab es das, zumindest von den Autofahrern, schon lange ersehnte Abendessen, welches zur Enttäuschung einiger kein Schnitzel, sondern „nur“ panierter Fisch war. Nach einer weiteren kurzen „Spieleinheit“ auf dem Spielplatz wurden dann auch noch die Zimmer bezogen und gemeinsam ein Plan erarbeitet, wer wann wo schläft, um die Zeit in der begehrten oberen Etage des Stockbettes auch gerecht aufzuteilen. Vor dem Schlafengehen wurde noch kurz Schach, mit eingestreuten Taktikübungen und Wiederholung grundsätzlicher Strategien, gespielt. Nachdem der Tag der Anreise immer etwas anstrengend ist und bereits am nächsten Tag ein langer Turniertag mit 3 Partien auf dem Programm steht, ist es sicherlich wichtig fit und ausgeschlafen in das Turnier zu starten.
Samstag: Der erste Turniertag
Am Samstag kam es nach dem Frühstück zum offiziellen Teil mit Grußworten und Eröffnung des Turniers woraufhin auch gleich die erste Runde gespielt wurde. Diese verlief im Folgenden erwartungsgemäß, in dem Sinne, dass bedingt durch die Auslosung die auf dem Papier stärkere Hälfte gegen die andere gelost wird.
Also konnte Philipp seine Partie nach einer Ungenauigkeit seines Gegners im Mittelspiel in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln, welches er dann durch geduldiges Spiel gewann. Währenddessen unterlagen Rafael und Bobby ihren Gegnern, was einerseits auf deren höhere Spielstärke, andererseits dem Fehlen mancher strategischen Kenntnisse zurückzuführen ist. Im Anschluss war etwas Zeit die Partien zu analysieren und dann gab es bereits das Mittagessen, diesmal „echte“ Schnitzel. Außerdem wurde die Zeit genutzt, um kurz zum Spar zu gehen und zuckerarme Säfte zu kaufen. In der zweiten Partie hatte Bobby spielfrei und konnte sich deshalb direkt über einen Punkt freuen. Bei Philipp waren bereits die ersten Anzeichen von Müdigkeit und Konzentrationsverlusten sichtbar, was sich dadurch erkennbar zeigte, dass er nicht so zielstrebig und genau wie üblich spielte und seinem Gegner des Öfteren Chancen zu Vorteilen überließ. Rafael spielte in den ersten 20 Zügen eine überragende Partie und ließ sich dann zu einer taktisch sehr verzwickten Stellung hinreißen. In dieser war er leider der erste welcher einen Fehler machte, woraufhin er in eine materiell schlechtere Stellung rutschte. Auch in dieser gab er sich jedoch nie auf und versuchte mit allen Mitteln das Blatt wieder zu wenden. Dies führte dazu, dass er eine der längsten Partien der Runde spielte, am Ergebnis konnte er aber leider keine Veränderung mehr herbeiführen. In der darauffolgenden Pause gab es dann einen Eisbecher vom SLV, da die dafür als notwendig ausgerufenen 5 Salzburg-Punkte erreicht waren. Im Anschluss daran war auch schon die letzte Runde des Tages, welche leider aus Halleiner Sicht nicht besonders gut ausgefallen ist, was in allen 3 Fällen in der einen oder anderen Form auf mangelnde Konzentration zurückzuführen ist. Ein Muster in allen 3 Partien war auch, dass erst nach dem entscheidenden Fehler der Spieler sich die Zeit genommen wurde, um gute Pläne auszuarbeiten. Im Rafaels Fall gab es dadurch sogar die Möglichkeit eines schwer zu verteidigenden Mattangriffs, welcher jedoch von seinem Gegner erkannt und abgewehrt wurde.
Nach dem Abendessen konnte sich auf dem Spielplatz noch einmal so richtig ausgetobt werden, bevor dann ein kurzer Abendspaziergang mit Tagesreflektion mit der Bettzeit endete.
Sonntag: Der zweite Turniertag:
Der Start in den Sonntag war jenem in den Samstag sehr ähnlich, in dem Sinne, dass es zuerst Frühstück gab, bevor dann die erste Partie des Tages startete. Der einzige Unterschied war, dass in dieser Runde Rafael spielfrei hatte und sich dementsprechend auch über seinen ersten Punkt im Turnier freuen konnte. Philipp konnte sich leider noch nicht zur Gänze fokussieren und kam dadurch auch in materiellen Rückstand, danach spielte er sehr gute Partie und konnte in der Folge auch einen Fehler seines Gegners ausnutzen und wieder eine Stellung mit eigenem Vorteil erreichen, welche er auch dann mit relativ wenig Mühe in einen Punkt verwandelte. Bobby kam in seiner Partie sehr gut aus der Eröffnung, bevor er leider keinen weiterführenden Plan mehr finden konnte und sich dazu entschied mit seiner Dame Abwartezüge zu machen. Dies führte dazu, dass sein Gegner seine Figuren deutlich verbessern konnte, bevor er dann zu einem Mattangriff ansetzte, welcher leider nicht mehr zu verteidigen war. Danach gab es eine kurze Pause, die einerseits zur Vorbereitung, als auch zum Kartenspielen verwendet wurde. Dann gab es bereits das Mittagessen und wieder eine kleine Pause, welche selbständig verbracht wurde, besonders Philipp bereitete sich auf die Nr. 1 des Turniers vor. Kurz vor der zweiten Partie wurde mit Rafael auf eigenen Wunsch dessen Eröffnung ein weiteres Mal durchgegangen, wobei Bobby zusah, und auch entschied diese Variante zu versuchen. In der tatsächlichen Partie verwechselte Bobby dann jedoch zwei Varianten und stellte schnell eine Leichtfigur ein, als er dann auch noch den folgenden Mattangriff als weniger gefährlich einstufte, als er tatsächlich war, war diese Partie leider schnell verloren. Philipp spielte in dieser Runde sehr konzentriert und hatte zwar einen Fehler ähnlich zu Bobbys, bei welchem er die Varianten/Zugreihenfolge vertauschte und landete dann in einer hochgradig taktischen Stellung. Zuerst sah es so aus, als würde er verlieren, aber dann unterlief seinem Gegner doch noch ein kleiner Fehler, nachdem Philipp in eine Gewinnstellung abtauschen konnte und dann diese auch in einen Punkt verwandelte. Rafael spielte am längsten von allen Spielern des Turniers und konnte auch die meisten Pläne der Eröffnung und des Mittelspiels umsetzen. Dann tauschte er teilweise an weniger vorteilhaften Stellen seine Figuren, weshalb das entstandene Endspiel trotz Randbauern ganz knapp verloren war. Nach dieser Partie war nur noch eine halbe Stunde Zeit, das heißt für Vorbereitungen blieb keine Zeit mehr, aber es konnte eine Kugel Eis aus der Vereinskasse gegessen werden, bevor dann schon für alle die dritte und letzte Runde des Tages auf dem Programm stand. Bei Philipp war die Erschöpfung durch die vorrangegangene Partie ersichtlich und er verlor leider innerhalb kurzer Zeit seine Dame und wenig später auch die Partie. In der U10 wurde das „interne“ Halleiner Duell ausgetragen. Dieses konnte nach einer langen und hart umkämpften Partie von Rafael gewonnen werden. Im Anschluss daran konnten auch noch alle Interessierten am organisierten Fußballmatch teilnehmen, bevor es dann schon zum Abendessen kam. Im Anschluss an dieses wurden dann noch Fotos in allen Konstellationen gemacht. Bevor ein kurzer Aufenthalt auf dem Spielplatz im Bett mündete.
Montag: Die letzte Runde.
Vor der letzten Runde war die Anspannung besonders groß. Einerseits ging es bei Philipp noch um mögliche Platzierung unter den ersten 3, andererseits wollten auch Bobby und Rafael noch einmal zeigen, was in ihnen steckt und punkten. Bobby spielte wiederum eine gute Eröffnung und ließ sich dann zu einem etwas leichtsinnigen Angriff hinreißen, bevor er dann aufgrund seiner unkoordinierten Figuren eine Leichtfigur verlor. Er kämpfte tapfer weiter und konnte seinen Gegner noch mit der ein oder anderen Drohung ärgern, es war jedoch leider nicht mehr möglich den Verlust abzuwenden. Rafael dahingegen hatte die umgekehrte Situation, in welcher er einen Springer gewinnen konnte und sich dann gegen die Drohungen des Gegners verteidigen musste. Kurz sah es dann sogar so aus, als ob er wieder nicht zur Gänze für seine Partie belohnt würde, da die Stellung dem Remis wieder sehr nahekam, aber dann gelang Rafael eine Springergabel und mit einem Mehrturm konnte er dann auch leicht gewinnen. Philipp ließ sich in der Vorbereitung auf den Gegner von keiner Antwort auf die erwarteten Eröffnungszüge überzeugen und entschied sich am Brett kurzfristig etwas Neues auszuprobieren. Dieses Experiment ging sogar erstaunlich gut. Aber da er dann in der entstandenen Stellung relativ wenig Erfahrung hatte unterliefen ihm ein paar strategische Fehler und als er in einer schwierigen Stellung die entscheidende Idee nicht finden konnte, war er eine Qualität hinten. Er sah jedoch immer wieder neue Ideen, wie er durch gutes Zusammenspiel der Figuren Drohungen aufstellen konnte und welche dem Gegner sehr viel Zeit kosteten. Diese fehlende Zeit und die immer noch brandgefährliche Stellung auf dem Brett waren es dann auch, welche den Gegner dazu bewegten Philipps Remisangebot anzunehmen. Nach Beendigung dieser letzten Partie des gesamten Turniers waren auch die Endplatzierungen direkt klar, aber bevor diese im Rahmen der Siegerehrung offiziell bestätigt wurden, mussten noch die Zimmer ausgeräumt und verlassen werden. Dann kam es zu einer sehr kurzen Siegerehrung, bei welcher nur den Pokalgewinnern dieser offiziell überreicht wurde, war noch kurz Zeit für ein Mittagessen, bevor dann die Heimreise anstand.
Ergebnisse und Fazit:
Philipp erreichte in der U08 den hervorragenden, aber undankbaren 4. Platz und war in dem Moment verständlicherweise auch etwas enttäuscht. Aber ich bin mir sicher, dass sich diese Enttäuschung innerhalb der nächsten Wochen in Stolz münden wird, da er beispielsweise auch der einzige Spieler des Turniers war, welcher den späteren Turniersieger bezwingen konnte.
Rafael konnte die Ziele, welche er sich für das Turnier selbst gesetzt hatte, nämlich mindestens einen Punkt gegen einen Spieler aus einem anderen Bundesland erreichen und hatte auch gesehen, dass er in anderen Partien ebenfalls gute Chancen hatte. Er erreichte den 21. Platz in der U10, was unter dem Gesichtspunkt, dass diese Platzierung jene aller U10 Spieler in Österreich ist, definitiv ermöglicht wirklich stolz darauf zu sein.
Bobby konnte sich leider während dem Turnier für seine Leistungen mit keinem Sieg belohnen und belegte den 29. Rang. Trotzdem war in den Partien wirklich viel von Bobbys schachlichem Können zu sehen, aber leider wird auf diesem Niveau jeder Fehler von den Gegnern eiskalt ausgenutzt und eine sehr gute Partie mit einem Fehlzug wird dann eben durch genau diesen entschieden. Nichtsdestotrotz ist auch dieses Ergebnis in Bezug auf alle Spieler Österreichs, welche unter 10 Jahre alt sind, beachtlich.
Insgesamt bin ich als Trainer und Betreuer, sowie der Verein mit der gezeigten Leitung aller Spieler im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Es war auch ersichtlich, dass weiterhin viel und hart trainiert werden muss, um im österreichischen Spitzenfeld mitzuhalten. Dieses Turnier zeigte auch Bereiche auf, in denen Aufholbedarf zu anderen Kandidaten bestand und in welchen Bereichen bereits besonders gute Kenntnisse vorhanden sind.
Der Verein ist stolz auf alle seine Teilnehmer bei den österreichischen Meisterschaften und wird auch im kommenden Jahr versuchen seine Spieler möglichst gut zu unterstützen sich wieder für dieses Turnier zu qualifizieren und auf höchstem Niveau mitzuspielen.
Ergebnisse auf Chess Results
Beitrag von Felix KIPMAN
Gratulation zu den schönen Platzierungen!