Österreichische Jugend Blitz- und Staatsmeisterschaften 2024

Philipp Lunenburg und Nils Hake aus Hallein reisten im Salzburger Mannschaft nach St. Veit an der Glan an. In diesem Bericht geht es ausschließlich um Philipps Erfahrungen, weil ich als Zuschauerlaie natürlich keinen Einblick in die Partien der anderen habe.

Wir wohnten im Suppenkasper und spielten im Fuchspalast, einem Meisterwerk des Künstlers und Malers Ernst Fuchs (1930–1998). Wer beim Schach so viel Fantasie und geistigen Blitz hat, ist klar im Vorteil! 

Am ersten Tag stand die Mannschaftsmeisterschaft im Schnellschach mit 10+10/Zug auf dem Programm. Dieses Format war mir komplett neu, und auch Philipp wusste nicht, was ihn dort erwartet. Es wird auf acht Brettern gespielt, und jede Spielerin und jeder Spieler wird mannschaftsintern nach Elo aufgestellt. Philipp spielte somit auf Brett 5 und traf auf die auf Brett 5 aufgestellten Spielerinnen und Spieler aus den anderen Bundesländern. Die anderen Länder hatten aber deutlich stärkere Mannschaften mitgebracht. Auf Brett 5 saßen zumeist ältere, erfahrene Spielerinnen mit einer Elo-Zahl zwischen 1550 und 1800. Philipp hatte kaum eine Chance und stand nach acht Spielen ohne Punkte da. Was macht das mit einem 8-Jährigen und wie wertvoll ist so ein Turnier für seinen Fortschritt? Ich und Magdalena Mörwald konnten Philipp aufgemuntert: Auf zum nächsten Tag, ein neuer Tag, neue Spiele, neue Chancen! Und eins ist klar: Es ist besser, gegen starke Gegner zu spielen. Wenn aber alle Gegner ZU gut sind, kommt man nicht in den „Flow“ und zweifelt an seinen Grundkenntnissen.

Am zweiten Tag stand dann die Rapid-Meisterschaft auf dem Programm. Als Philipp endlich sein wahres Können zeigte, gewann er die erste Partie sofort. Im Schweizer System spielt man zuerst gegen die schwächere zweite Hälfte des Schemas. Die zweite Partie war ein schwieriges Remis. Es war offensichtlich, dass er nicht den Biss hatte, die (End)-Spiele und Vorteilhafte Positionen durchzuziehen. In der dritten Partie traf Philipp auf Tymur Donets, den diesjährigen Sieger der klassischen Staatsmeisterschaft. Dort gewann Philipp, hier war er deutlich unterlegen. Philipp sicherte sich mit einer schön gefundene Pattfalle immerhin noch einen halben Punkt. Auch der vierten Partie wurde remis, nachdem Philipp im Zeitstress einen Turm verlor. In der fünften Partie holte er sich schließlich wieder einen Sieg, souverän mit Schwarz. Nach der Mittagspause ging es mit neuer Motivation weiter. Diesmal traf er auf Isak am Brett 1. Leider führte ein früher Fehler zu einer schwierigen weiteren Partie, in der er letztendlich unterlag. Im letzten Spiel schließlich traf er auf Tarik Salkic. Nach dem Verlust dieser Partie beendete er das Turnier auf dem 8. Platz.

Am dritten Tag wurde abschließend ein Blitzturnier in sieben Runden gespielt. Philipp hatte einen sehr merkwürdigen Verlauf des Turniers. Er musste sich auch gegen seine Gewohnheit in Partien geschlagen geben, in denen er sonst siegessicher war. Dazu kam noch ein Freilos. Auch ein Freilos ist ein Punkt. Und als es dann gelang, gegen ausgerechnet Isak Veladzic zu gewinnen, den sonst unangefochtenen Meister mit bereits 1527 Elo, hatte er am Ende des Turniers doch fünf Punkte. Die Buchholzwertung gab den Ausschlag und er landete auf dem dritten Platz.

Der Trainer des Gegners hatte das System offensichtlich nicht auf dem Schirm und der Vater wurde falsch informiert (bei der Buchholzwertung ist es nicht ausschlaggebend, dass Alexander Kurz einen Punkt gegen Philipp gewann). Dadurch war kurzzeitig etwas schlechter Stimmung, aber auch hier: Als Eltern müssen wir uns immer zurückhalten und den Profis vertrauen. Wir müssen unseren Kindern vermitteln, dass sie sich an die Vorgaben halten müssen. Die Kinder haben da selbst keinen Einfluss. Wenn wir unseren Kindern vermitteln, dass das System Schuld, fehlerhaft oder falsch ist, dann ist das der falsche Weg. Das fördert ein Spiel- und Wettbewerbsverhalten, das vor allem bei den Kleinen gänzlich unerwünscht ist.

Wie dem auch sei, Verluste sind immer Gewinnpotenziale – auf geht’s, zum nächsten, und Schritt für Schritt! Beitrag von Matthijs Lunenburg

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